Vor ein paar Tagen haben wir im Institut darüber diskutiert, was wir eigentlich gemeinsam haben. Was unsere Arbeit eint und unser Verständnis auszeichnet. Schnell stimmten wir überein, dass wir den Menschen in seiner Einzigartigkeit schätzen, eingebunden sehen in seiner Umwelt und der Verantwortung hohe Bedeutung beimessen, die jeder Einzelne für sein Tun hat. Mit Pauschalisierungen und Schubladen-Denken wollen wir nichts zu tun haben.

Trotzdem lässt mich die weitverbreitete und etablierte Idee der Persönlichkeitstypen nicht los. Kennen wir das nicht alle, dass wir Gemeinsamkeiten mit anderen entdecken und uns darüber freuen? Oder Unterschiedlichkeiten und uns darüber wundern? Und ist es nicht ein beglückendes Gefühl wenn man die Welt mal aus den Augen des Gegenübers sieht und auf einmal versteht, was einen vielleicht bisher getrennt hat?

Die Modelle von Persönlichkeitstypen machen genau solche zwischenmenschlichen Themen auf einfach nachvollziehbare Weise transparent. Und genau darin liegt meiner Meinung nach ihre Stärke. Sie zeigen die Beziehungen zwischen mir und meiner Umwelt. Zeigen jedem wie in einem Spiegel seine Stärken und Schwächen. Und, ermöglichen auch einen schnellen Blick auf die Motivation und typische Verhaltensweisen meines Gegenübers.

Genau hier wird es aber auch gefährlich. Wer Persönlichkeitstypen in Schubladen steckt und als gegeben abtut, der verpasst das spannende Individuelle, die ureigene Persönlichkeit, die hinter jedem Typen steckt. Das ist der scharfe Grad zwischen platter Manipulation und der Wertschätzung der nicht abzulegenden Besonderheit jedes Menschen.

Persönlichkeitstypen sollen vielmehr als Chance dienen, um das Konzept zu verstehen und verständlich zu machen, wie Menschen wachsen, sich entwickeln und selbst verwirklichen. Jeder auf seine individuelle Weise. Aber eben doch im Charakter dem einen ähnlicher als dem anderen. Und fühle ich mich nicht sogar bestätigt in meinem Wesen, wenn ich Gemeinsamkeiten mit anderen entdecke?

Es ist schlussendlich eine Frage der Haltung, wie ich an andere Menschen herangehe. Mit Respekt und Wertschätzung und Achtung vor der individuellen Wirklichkeit wie jeder Mensch seine Umwelt erlebt? Dann laufe ich auch nicht Gefahr andere Menschen in Schubladen zu stecken. Sondern kann die Chance nutzen, durch das Wissen über Persönlichkeitstypen auf eine pragmatische Art und Weise dafür zu sorgen, dass es zwischen uns „klappt“.

Was heißt das nun konkret? Jeder Mensch konzentriert sich in seiner Entwicklung auf Dinge, die ihm liegen. Die gelingen, für die man Anerkennung erhält. Das macht Spaß. Andere Dinge machen vielleicht nicht so viel Spaß. Gelingen auch nicht so gut. Genau diese Gedanken begleiten mich in der Personalarbeit. Wie schaffe ich es in der leider kurzen Zeit eines Personalauswahlprozesses Menschen zumindest ein Stück weit kennen zu lernen? Was kann ich als Führungskraft tun, um jeden auf seine Weise und in seinem Tempo in seiner neuen Aufgabe ankommen zu lassen? Wie gelingt Wachstum und noch viel wichtiger. Wie behält jeder den Spaß an seiner Aufgabe, den er sich ausmalt, wenn er sich für eine Stelle bewirbt? Und was hat das Team dann auch noch damit zu tun?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass Persönlichkeitstypen-Modelle mir helfen, genau diese Fragen beantworten zu können. Nicht abschließend. Und auch nicht ohne das Links und Rechts betrachten zu müssen. Das ist die Haltung, mit der ich solche Modelle einsetzen muss. Aber doch wertvoll, weil sie helfen können schnell und mit meinen persönlichen Stärken und Schwächen eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen.